2. Bestattungsrituale

Die gegenwärtigen Bestattungsrituale sind Patchwork-Zeremonien, in denen selbstbestimmte Elemente einen höheren Stellenwert gewinnen und traditionelle Elemente überformen. Der eigene Aktionsspielraum der Trauernden erhöht sich gegenüber festen liturgischen Elementen und führt zu einer wahlweisen, vielfältig geprägten Anordnung von Versatzstücken neuer und alter Zeremonien. Dies kann ein persönlich gestaltetes und angelegtes Totenkleid ebenso umfassen wie die Bemalung des Sarges, eigene Reden und eigene musikalische Darbietungen.

Deutlich ist der Bedeutungsverlust der christlichen Kirchen. Vor allem im städtischen Raum wurden kirchliche Zeremonien zunehmend reduziert, ersetzt oder gänzlich aufgegeben. Immer mehr Trauerfeiern werden von weltlichen beziehungsweise freien Trauerrednern begleitet oder zeigen nicht-christliche Re-Spiritualisierungstendenzen. Auch die Betreuung von Sterbenden und Trauernden, die jahrhundertelang eine Domäne der Geistlichkeit gebildet hatte, wird heute immer stärker von anderen gesellschaftlichen Gruppen übernommen: von Palliativ-, Hospiz- und anderen Selbsthilfe-Vereinen, freien Trauerrednern oder auch professionalisierten Trauerbegleitern.