Landschaftsgeschichte: Region, Natur und Kultur


5. Resümee

Nehrungslandschaft, Nordseemarsch, Stadtregion – drei völlig unterschiedliche Landschaftsformationen, die gleichwohl jede für sich den grundlegenden Einfluss des Menschen auf die Natur ebenso zeigen wie sie auf ein breites Arsenal von Landschaftsvorstellungen verweisen. Selbst in dem ja nur scheinbar unberührten Raum des Naturschutzgebietes wird der kulturelle Einfluss sichtbar, gerade weil das Gebiet von der Entwicklung der umliegenden Räume ausgenommen wird. So wird Landschaft nicht allein materiell vorgefunden, sondern entfaltet sich erst durch im Bedeutungsgeflecht von Region und Natur, Gesellschaft und Kultur.

Deutlich wird, dass die Geschichte der Menschen im Blick auf die Landschaft, ihre Wahrnehmung und ihren Wandel eingeschrieben ist. Dies gilt für das gesamte Spektrum des Begriffs „Landschaft“ – von der klassisch-idealistischen Ästhetisierung der Natur bis zu den Patchwork-Landschaften der Stadtregionen. Der Kulturwissenschaftler und Geograf Denis Cosgrove bezeichnet „Landschaft“ einmal als fruchtbare Forschungskategorie, weil sie zugleich kultur- und naturbedingt ist. [22] In den aktuellen Landschaftsdiskursen geht es nicht mehr allein um die klassischen Formen von ästhetisierter Natur, sondern auch um Gewerbegebiete und Industriebrachen. Auf diesen und vielen anderen Wegen zeigt sich die Untersuchung landschaftlichen Wandels als ein erfolgversprechender Schlüssel zur Analyse regionaler, kultureller und gesellschaftlicher Entwicklungen: Landschaft ist „sedimentierte Geschichte“. [23]

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Quellen

[22]
Denis Cosgrove: Landscape and Landschaft. In: Bulletin of the German Historical Institute (GHI Bulletin) 35, 2004, S. 57-71, hier S. 68; siehe auch Ludwig Fischer: Naturlandschaft, Kulturlandschaft. Zur Macht einer sozialen Konstruktion am Beispiel der Nordseeküste. In: Norbert Fischer, Susan Müller-Wusterwitz, Brigitta Schmidt-Lauber (Hrsg.): Inszenierungen der Küste. Berlin 2007, S. 33-45. [23]
Brigitte Wormbs: Über den Umgang mit Natur. Landschaft zwischen Illusion und Ideal. Frankfurt/M. 1978 (2. verb. Auflage), S. 8.

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